Freitag, 19. April 2013

Per Verner-Carlsson, der Revolutionär des schwedischen Theaters

Als Per Verner-Carlsson am 19. April 2004 im Alter von 78 Jahren in Stockholm starb, hatte er einen bleibenden Eindruck im schwedischen Theatergeschehen hinterlassen und die Dramaturgie erneuert, eine Bühnenkunst, die auch nach seinem Tod weiterlebt und selbst die jüngsten Regisseure noch inspiriert, da die Grundidee Verner-Carlssons war dem Regisseur eine weite Freiheit bei der Inszenierung zu bieten.

Das Leben von Per Verner-Carlsson war seit seiner Jugend mit der Bühne verknüpft, denn noch als Jugendlicher spielte er in einer Jazzband, anschließend wurde er Regisseur beim Studententheater in Stockholm, er spielte in einer Revue von Karl Gerhard, schrieb Theaterkritiken, gründete 1956 die Zeitschrift Teaterkonst und war der Coautor des Manifestes für eine neue künstlerische und suchende Theaterkunst, die sich von den strikten Regeln der Bühnenkunst entfernte und damit das Theater auch einem neuen, weniger akademischen Publikum öffnet.

Per Verner-Carlsson folgte mit seinen Ideen der Entwicklung des modernen französischen Theaters jener Zeit und sah vor allem Antonin Artaud, Jean-Paul Sartre und Samuel Beckett als seine Vorbilder. Als im Jahre 1960 das Stadttheater in Stockholm seine erste Vorstellung bot, war Verner-Carlsson sein erster Regisseur und bot mit Pingpong einen ersten Eindruck des „Neuen Theaters“, das mit Jean Genets Skärmarna (Die Wände) im Jahre 1964 bereits seinen Höhepunkt fand, einem fünfstündiges Meisterwerk, das jedoch ein völliger Flop wurde, der nicht nur an der langen Vorstellung lag, sondern auch daran, dass er eine völlig neue Idee im Theater einführte auf die Publikum und Kritiker nicht vorbereitet waren.

Das Genie von Per Verner-Carlsson wurde jedoch noch während der 60er Jahre von weiten Kreisen erkannt, insbesondere als er August Strindbergs Pelikanen erst als Hörspiel in klassischer Form brachte, gefolgt von einer modernen Bühnenversion im Dramaten, einer weiteren in der Verner-Carlsson die beiden Werke parallel gegenüberstellt, was wiederum einige Jahre später zu einer letzten Version führt, die völlig von der damals noch offiziellen Theaterkunst wegführt. Sein persönliches Meisterwerk, für das der Regisseur auch das Manuskript schrieb, war jedoch Kajakkvinnan mit der Schauspielerin Marie Göranzon, ein Theaterstück in dem eine einsame Frau völlig dem Eismeer und ihrer Isolation ausgeliefert ist.


19. April 1632: Sigismund, ein König nicht wie die anderen 
19. April 1958: Von Trelleborg nach Sassnitz

Copyright: Herbert Kårlin

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